Alles ging schnell, fast schon geschäftsmäßig. Und dennoch: Als sich die über 600 Gäste in der Kultur- und Veranstaltungshalle kING am Freitag von ihren Sitzen erhoben, als Dorothea Schäfer den Amtseid sprach, wurde jedem die Würde dieses Augenblicks bewusst. Jeder sah die Freude der neuen Landrätin, der Claus Schick zudem einen symbolischen Schlüssel für die Kreisverwaltung übergab.
Und etwas später bekannte sie, wie die Aufregung in den vergangenen Wochen wuchs und wie "unbändig sie sich auf ihre neue Aufgabe freut". Schäfer macht sich auf, dem Landkreis Mainz-Bingen ihren Stempel auszudrücken. Für Claus Schick hieß es an diesem Abend Abschied nehmen, mit ihm, und das war in allen Reden zu hören, geht eine Ära zu Ende. Doch ohne Urkunde verlässt kein scheidender Landrat seine Dienststelle, die übergab Adam Schmitt, der Erste hauptamtliche Beigeordnete und stellvertretende Landrat.
Mit launigen Worten würdigte er die Leistungen Schicks, erinnerte an dessen Verdienste um den Ausbau der Schulen, der "einzigartig im Land ist". Und mit einem Augenzwinkern charakterisierte er Schicks Verhandlungsstrategie mit Handwerkern oder Unternehmern als "gewöhnungsbedürftig".
Professor Dr. Marbod Muff, einst Mitglied der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim, hielt die Laudatio auf Claus Schick, den er 1994 als "freundlichen, agilen und offenen Landrat" kennenlernte. Muff ließ Schicks politischen Werdegang Revue passieren, nannte ihn einen Brückenbauer, der für Industrie, Handel und Handwerk immer ein Partner gewesen sei. Muff verglich als "Mann der Wirtschaft" die Führung der Kreisverwaltung mit einem Top-Management, das sich an den Kenngrößen Liquidität, Erfolg und Erfolgspotenzial messe. Sein Fazit: "Mainz-Bingen hat in allen Kenngrößen eine positive Bewertung verdient."
Für Dorothea Schäfer ergriff Franz Josef Bischel, Landtagsabgeordneter a.D., das Wort, der aus seiner "Riesenfreude" keinen Hehl machte, dass zum ersten Mal in der Geschichte des Kreises eine Frau an der Spitze steht. Schäfer habe "ganz große Aufgaben vor sich", und nicht nur als Dienstherrin, sondern auch mit Blick auf die politische Ausrichtung von Mainz-Bingen. Sie möge immer an dem Grundsatz festhalten: "Die Bürger stehen im Mittelpunkt." Schäfer habe längst unter Beweis gestellt, welches Potenzial in ihr stecke. Auch Michael Ebling, Oberbürgermeister von Mainz, war nach Ingelheim gekommen, der Schick eine "Ausnahmepersönlichkeit" nannte. Auf die Zusammenarbeit mit Schäfer freut er sich.
Für die Fraktionen im Kreistag ergriff Dr. Joachim Gerhard (CDU) das Wort, der die Lebensleistung Schicks lobte, die "Respekt und Anerkennung verdient". Schäfer sei "nah an den Menschen", was das überzeugende Wahlergebnis belege. Konzentration und Ausdauer zeichneten sie aus, "nicht alles, aber vieles wird sich ändern", ist Gerhard überzeugt.
Adam Elseberg, Vorsitzender des Personalrats der Kreisverwaltung, wünschte Claus Schick im Namen der ganzen Belegschaft einen "Unruhestand", doch: "Niemand kann sich vorstellen, dass Claus Schick im Schaukelstuhl sitzt." Nun hofften alle im Haus auf einen "unkomplizierten Übergang". Dann überreichten die Sprecher aller Fraktionen im Kreistag ihre Geschenke an Claus Schick und Dorothea Schäfer, verbunden mit den besten Wünschen für die Zukunft. Unter großem Gelächter überreichte Walter Strutz (FDP) dem scheidenden Landrat ein Puzzle. Am Beispiel der Stadt Prag könne er nun überprüfen, "wie viele Brücken man bauen kann". Die Rheinquerungen lassen grüßen.
Das letzt Wort hatte Claus Schick, der seine Gefühle mit diesem entscheidenden Satz auf den Punkt brachte: "Es war eine schöne Zeit."
GESANG
Musikalisch bereicherte der Pop- und Jazz-Chor des Sebastain-Münster-Gymnasiem Ingelheim die Veranstaltung.
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