BODENHEIM . Ob es jemals eine Naturkinder-Gruppe im Bereich des "Traumgartens" geben wird, ist ungewisser denn je. Am Dienstag wurde die Beratung und Beschlussfassung von der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung abgesetzt. Erstaunt darüber waren einige der 16 Zuhörer, darunter Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Traumgarten sowie Erzieherinnen. Hintergrund war die Stellungnahme der pädagogischen Kommission, die bezweifelte, dass grundsätzlich eine Befriedung mit der Anwohnerschaft möglich sei. Zudem fehle ein "einheitliches Signal" des Gemeinderates für die Einrichtung – diese politische Aussage kritisierte die Opposition später scharf.
Die Erzieherinnen hatten sich mit dem Planer, mit Beigeordnetem Johannes Schöller (SPD) sowie einem Anwohner am südlichen Ende des Grünzugs zur Begehung getroffen. Dort sollte auf vorläufigen Beschluss des Gemeinderates vom Frühjahr die Gruppe unterkommen, ob in einem Blockhaus oder Bauwagen, war noch offen. Anwohner und Bodenheimer Bürger befürchteten einen zu starken Eingriff in die Natur und hatten Unterschriften gesammelt, 700 an der Zahl. Die Kommission hielt im Statement fest, dass sie ein einheitliches Signal des Rates befürworten würde. Andernfalls solle die Gemeinde Abstand nehmen. Es könne nicht sein, dass der Konflikt zwischen Anwohnern und Gemeinde auf dem Rücken von Erzieherinnen und Kindern ausgetragen werde. Schöller berichtete, bei dem Ortstermin habe der Anwohner erklärt, dass ihre Niederlage in Sachen Erschließung des Baugebietes vor Gericht vor 20 Jahren einige Anlieger noch immer verärgere. Dies führe dazu, dass sie eine Natur-Kita im Traumgarten "völlig" ablehnten.
Bürgermeister: ein Signal an Erzieher senden
Vertreter der Opposition sagten, sie ließen sich durch die Stellungnahme nicht dazu drängen, "einhellig abzustimmen". Wolfgang Kirch, CDU, formulierte es so: "Ich lasse mir doch nicht die Pistole auf die Brust setzen" und vermutete, die Aussagen der Kommission seien von der Verwaltung gesteuert worden. Das wies Ortsbürgermeister Thomas Becker-Theilig (SPD) zurück; einzig der zuständige Beigeordnete Johannes Schöller (SPD) sei als Vertreter der Verwaltung in der Kommission Mitglied gewesen. Schöller ergänzte, er habe auf den Inhalt des Statements keinen Einfluss genommen. Kirch hegte gegenüber der AZ die Sorge, dass mit dem Schreiben der Ausstieg aus dem Thema Natur-Kita vorbereitet werde – "mit der möglichen Strategie, das Scheitern der Maßnahme der CDU und der Bürgerinitiative anlasten zu wollen". Annette Marbs (FDP) zeigte sich ebenfalls "sprachlos". Klar sei doch, dass der gesamte Gemeinderat eine Naturkinder-Gruppe wolle. Indes habe noch kein einmütiger Beschluss gefasst werden können, da Unterlagen zu den verschiedenen Varianten und Standorten gefehlt hätten. Da diese seitens der Verwaltung und der Kommission nun vorliegen, könne erneut beraten und beschlossen werden.
Thomas Becker-Theilig riet dazu, ein "Signal zu senden". "Wir müssen einig sein und den Pädagogen das Zeichen geben, dass wir hinter ihnen stehen", pflichtete ihm sein Parteifreund Jens Mutzke bei. Bereits an anderer Stelle in der Gemeinde gebe es gerichtliche Auseinandersetzungen mit einem Kita-Nachbarn, bedauerte Becker-Theilig. Es müsse abgewogen werden zwischen "Partikularinteressen und Allgemeinwohl".
Er und auch Schöller skizzierten die Vorgeschichte des 120 000-Euro-Projekts und zeigten Vor- und Nachteile der Standorte und Varianten – Bauwagen oder Blockhütte – auf. Der von Anwohnern und CDU ins Spiel gebrachte Standort nahe des Fußwegs von der Kapellenstraße in die Neubaugebiete scheidet wegen des massiven Gefälles und der dort notwendigen Planierarbeiten per Bagger aus.
IM RAT NOTIERT
Anwohner der Unterführung Rheinallee beklagten die enorme Verkehrsbelastung. Messungen und eine ordentliche Beschilderung müssten her. Bürgermeister Dr. Robert Scheurer (CDU), VG Bodenheim, der der Sitzung beiwohnte, kündigte an, sich um das Thema zu kümmern.
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