BODENHEIM . "Ein Wald, ein Wald, für Bodenheim!", so schallt es durch die Bodenheimer Straßen. Doch beim Anblick der entschlossenen Demonstranten sind die aus dem Fenster schauenden Bürger wohl erstmal verdutzt: Es sind etwa 30 Grundschulkinder, die lautstark mehr Bäume und Blumenwiesen für Bodenheim fordern.
Die zehnjährige Julia marschiert vorneweg und rund 30 Grundschüler folgen ihr. Die Kinder wollen ein grüneres Bodenheim. Foto: hbz/Sämmer Auslöser des Protests ist die zehnjährige Julia Gruber. Die Viertklässlerin interessiert sich schon eine Weile für Umweltschutz, in den Ferien besuchte sie dann zum ersten Mal mit ihrer Mutter eine "Fridays for Future"-Demo. Bei so viel Interesse kommt bei den Eltern natürlich die Frage auf, wie man damit umgehen soll. Julias Eltern entschieden sich dazu, ihre Tochter bei ihrem Vorhaben, sich für ein grüneres Bodenheim einzusetzen, zu unterstützen.
Ein bisschen ist es jetzt also so, als habe nun auch Bodenheim eine kleine Greta Thunberg. Nur heißt sie hier Julia – erst redete sie mit ihren Freundinnen über ihre Ideen, dann sprach sie es auch in ihrer Schule an. "Die Lehrer haben das Thema super aufgenommen und unterstützt", erzählt Papa Urs Gruber, weshalb der Plan einer Unterschriftenpetition heranreifte. Schüler aus allen Klassenstufen der Bodenheimer Grundschule bekamen von dem Vorhaben Wind und trafen sich zum Demonstrieren.
Und jetzt laufen sie also durch ihre Gemeinde: Mit selbstgebastelten Plakaten wie "Wald anstatt Asphalt" machen sich die Kinder auf den Weg zu Verbandsgemeinde und Rathaus. Zu Beginn trägt Julia ihre Rede vor, in denen sie ihren Altersgenossen auch noch einmal die Begriffe Demo und Petition erklärt – schließlich wollen die Grundschüler ja in den nächsten Wochen Unterschriften sammeln gehen.
Als die Kinder bei der Verbandsgemeinde ankommen, wartet eine Überraschung auf sie. Zusammen mit Angelika Hanser, bei der VG zuständig für Naturschutz, dürfen die Jungen und Mädchen eine Blumenesche im Dollespark pflanzen. Doch das reicht den Demonstranten nicht! Sie ziehen weiter in Richtung Rathaus. Wohl von den lauten "Blumenwiesen für Bodenheim!"-Rufen der Kinder alarmiert, erscheint Bürgermeister Thomas Becker-Theilig. Auch ihm tragen die Kinder ihr Anliegen vor. Er erzählt ihnen, dass er früher selbst oft auf Demonstrationen war und das Engagement der Kinder gut findet. Bei seinen Erklärungen, weshalb es so wenig Wald in Bodenheim gibt, schwindet die Aufmerksamkeit der Schüler, doch zum Ende der Rede werden die Kinder wieder hellhörig. Denn Becker-Theilig verspricht ihnen, sich für mehr Grünflächen einzusetzen, und macht ihnen ein Angebot: Die Kinder sollen Paten einer Blumenwiese am Bahnhof werden.
Die Mundwinkel der Kinder gehen langsam nach oben, aber zufriedenstellen lassen sie sich davon nicht. Mit Rückfragen löchern sie den Bürgermeister, bis es Zeit wird, aufzubrechen – schließlich wartet auf der Straße die Polizei, die den Weg für die jungen Demonstranten freiräumen soll. Auf dem Rückweg zum Walter-Spielplatz erzählt Urs Gruber, dass das Vorhaben nach dem heutigen Tag noch lange nicht zu Ende sei. Auch eine erneute Demonstration schließt der Vater zweier Töchter nicht aus. "Wenn die Unterschriftenaktion hier erfolgreich ist, vielleicht ziehen dann auch Leute aus anderen Gemeinden nach." Angekommen am Spielplatz, ergreift nochmal Töchterchen Julia das Wort. Sie ruft alle Beteiligten zum Unterschriftensammeln auf. Die Unterschriften könne man ihr in der Schule geben, erklärt die Viertklässlerin. Eine Mutter meint mit einem Augenzwinkern: "Wenn wir das jeden Mittwoch machen, dann haben wir bald einen Wald."