BODENHEIM - Die Kunden der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz müssen zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder tiefer in die Tasche greifen. Die wvr GmbH mit Sitz in Bodenheim hebt die Wasserpreise zum 1. Januar 2019 an. Geschäftsführer Ronald Roepke sprach von einem "notwendigen Schritt in vertretbarem Rahmen", der den Verbrauchern weiter Versorgungssicherheit auf hohem Niveau garantiere. Zugleich kündigte er an: "Ich gehe auch für 2020 von einer Anpassung aus, aber nicht in derselben Größenordnung wie jetzt."
Der Rohbau steht, im Mai soll er ans Netz gehen: der neue wvr-Hochbehälter bei Wintersheim. Foto: wvr GmbH Aufgrund der unterschiedlich hohen Konzessionsabgaben in verschiedenen Gebieten lässt sich der Preisanstieg nicht pauschal in Prozent und Euro beziffern. Die wvr machte dazu Modellrechnungen auf. Ein Haushalt im "wvr-Altgebiet" (dazu gehören die Verbandsgemeinden Nieder-Olm, Bodenheim und Rhein-Selz) mit drei bis vier Personen und einem Verbrauch von 150 Kubikmetern im Jahr müsse demnach 1,74 Euro mehr im Monat zahlen. Ein Singlehaushalt mit 40 Kubikmetern Verbrauch sei mit 71 Cent mehr dabei. Für die Mainzer Stadtteile Ebersheim und Laubenheim errechnete die wvr im Schnitt einen Aufpreis von zwei Euro bzw. 60 Cent.
Hauptgrund für den Preisanstieg ist ein gewaltiger Investitionsbedarf und allgemeine Kostensteigerungen. Die wvr hat 2017 einen Zehn-Jahres-Plan aufgestellt, aus dem hervorgeht: Während bis 2016 im Jahresschnitt 3,5 Millionen Euro in die Infrastruktur gesteckt werden mussten, werden es in der kommenden Dekade über acht Millionen per annum sein. Allein 8,7 Millionen gibt die wvr 2019 aus, vor allem für das insgesamt 2500 Kilometer lange Leitungsnetz.
Dieses Netz ist in die Jahre gekommen, aber das ist nur einer von vielen Kostentreibern. Der Wasserbedarf steigt, auch bedingt durch den Klimawandel. Dieser Herausforderung muss sich die wvr stellen. Schon im ablaufenden Jahr stieg der Jahresverbrauch bei der wvr von 13,5 auf 14,1 Millionen Kubikmeter. "Wir sind auf dem richtigen Weg, wenn wir jetzt unsere Kapazitäten erweitern", sagt Roepke.
Die Investitionen seien "ein großer Schritt in Richtung Versorgungssicherheit" – ohne dass die wvr dadurch allerdings neue Umsatzerlöse generiere. Nimmt man allgemeine Kostensteigerungen für Strom, Tiefbau und die Tariflöhne der 114 Mitarbeiter hinzu, so lasse sich das nicht durch Eigenmittel oder Kredite (die wvr ebenfalls aufnimmt) auffangen. Da muss der Verbraucher einen Beitrag leisten. "Wir hoffen auf das Verständnis unserer Kunden", betont Roepke. Die Erhöhung sei im Sinne eines "verantwortungsbewussten und nachhaltigen" Wirtschaftens.
Einen großen Investitionsbrocken hat die wvr bereits aus dem Weg geräumt: Im Mai 2019 geht der neue Hochbehälter bei Wintersheim (VG Rhein-Selz) ans Netz. Er fasst 21 500 Kubikmeter Wasser und könnte theoretisch das gesamte wvr-Gebiet einen Tag versorgen. Allein dieser Bau hat vier Millionen Euro gekostet.
Größere Wasserbehälter plant die wvr zudem im Zusammenhang mit der Florette-Ansiedlung in Saulheim, in Uelversheim, wo drei kleinere Behälter zusammengefasst werden sollen, sowie im Bereich von Nierstein und Oppenheim. Hinzu kommen zahlreiche Erneuerungen im Leitungsnetz.
"Wir stellen jetzt die Weichen, um unser System zukunftsfähig zu machen, und wollen unser Geld dabei effizient ausgeben", sagt Roepke. Zumal Wasserversorgung viel Energie benötigt – die wvr zu hundert Prozent aus Ökostrom deckt.
PERSONALIEN
Der langjährige Handlungsbevollmächtigte Klaus Hoffmann hat die wvr zum 1. Dezember verlassen. Seine Aufgaben sind im Zuge einer Umstrukturierung der Organisation auf andere Mitarbeiter übergegangen. Neuer Prokurist der wvr ist seit 1. Juli Philipp Held.
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