CDU Ortsverband Bodenheim

„Wir haben genügend Betten“

AZ vom 01.10.2016

HOTELNEUBAU Bodenheimer Übernachtungsbetriebe kritisieren Politiker und Machbarkeitsstudie
 
Der ins Auge gefasste Bau eines neuen Hotels mit bis zu 50 Betten ist heftig umstritten. Nach der Veröffentlichung der von der Gemeinde beauftragten Machbarkeitsstudie und im Vorfeld der Ratssitzung am Dienstag, wo ein Grundsatzbeschluss befasst werden soll, melden sich einige Übernachtungsbetriebe zu Wort. Bei einem Treffen mit der AZ lassen sie an der Kommunalpolitik und an dem Gutachten kein gutes Haar.
 
Kleine Unternehmer fühlen sich in Existenz bedroht
 
Die Runde der Kritiker umfasst Gesa, Isabel und Max Nacke (Battenheimer Hof; 27 Zimmer), Sonja Diaz (Zur Angela; fünf Zimmer), Daniel May (Gästehaus Helga May; 13 Zimmer), Veronika May (Gästehaus Kirsch; zehn Zimmer) und Dörte Weber (Gästehaus Weber; elf Zimmer).
Die gemeinsame Botschaft an die Ratsmitglieder: „Wir brauchen kein neues Hotel. Wir haben genügend Betten.“ Die Gemeinde solle vielmehr die kleinen Unternehmen unterstützen und sie nicht durch einen Großinvestor in ihrer Existenz bedrohen. Weitere Forderungen sind, mehr in den Tourismus zu investieren, auf Messen die Werbetrommel zu rühren und damit für eine bessere Auslastung zu sorgen. Für die Touristik-Info mit längeren Öffnungszeiten müsse ein zentraler Standort in Bahnhofsnähe gefunden werden. „Heute braucht der Gast ja einen halben Tag, bis er die Info in der Obergasse findet“, heißt es. Auch Hinweisschilder, etwa in Richtung Rhein, fehlten.
Massiv beanstanden die Beherbergungsbetriebe die Arbeitsweise der cbg GmbH Betriebsberatung und Sachverständigenbüro des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Rheinland-Pfalz. Persönliche Kontakte habe es nicht gegeben. Nicht nachvollziehbar seien deren Schlussfolgerungen, es gebe Defizite in qualitativer Hinsicht; das sehr kleinteilige Übernachtungsangebot sei teilweise veraltet; die Vermarktung entspreche nicht mehr heutigen Markterfordernissen. „Dies deckt sich nicht mit unseren Erfahrungen“, heißt es. Auf ständige Investitionen und zufriedene Gäste wird hingewiesen.
An der Fragebogenaktion, gespickt mit vielen Suggestivfragen, hätten sich lediglich 15 Industrie-, Gewerbe- und Dienst- leistungsunternehmen beteiligt: „Das ist nicht repräsentativ“. Bei den Antworten werde verständlicherweise die maximale Ausstattung angekreuzt; dies könne jedoch mit dem geplanten Drei- Sterne-Superior-Haus nicht abgedeckt werden. Viele Betriebe verstehen auch nicht: „Warum brauchen wir 50 zusätzliche Betten, wenn doch die Auslastung in Bodenheim angeblich zurückgeht?“ Nicht nachvollziehbar sei, warum in der VG Rhein-Selz die Zahl der Beherbergungsbetriebe in den vergangenen Jahren so stark angestiegen sei. Die Antwort: „Dort werden auch die Weingüter mit einem bis drei Zimmern erfasst.“
Die Feststellung in der Studie, lediglich der Battenheimer Hof sei in zwei der drei wichtigsten Hotelbuchungsportalen vertreten, lassen die Bodenheimer als Argument für ein neues Hotel nicht gelten. Vielmehr verweisen sie auf die Homepage der Ortsgemeinde, wo man mit einem Klick eine Gesamtübersicht des Gastgewerbes erhalte: „Und es gibt eine direkte Verlinkung mit unseren Häusern.“
Im Gespräch mit der AZ wird die Vermutung geäußert, dass das inzwischen in Bodenheim angesiedelte Deutsche Weininstitut (DWI) Druck auf die Kommunalpolitik ausübe. Nicht nachvollzogen werden kann auch, dass die Gemeinde und nicht ein interessierter Investor für eine Machbarkeitsstudie bezahle. Und: Es gibt die Befürchtung, dass auf dem attraktiven Albansfestgelände das neue Hotel gebaut werden soll.
  
 
Gemeinderat
Der Bodenheimer Ortsgemeinderat beschäftigt sich in seiner öffentlichen Sitzung am Dienstag, 4. Oktober, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Dolles auch mit dem Dehoga-Gutachten zur Ansiedlung eines Hotels in Bodenheim
 
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